AWARENESS

AWARENESS-KONZEPT

Awarenesskonzept für die “Antifaschismus ist notwendig! Freiheit für alle Antifaschist*innen!” Demo am 14. Juni 2025 in Jena.

Awareness beschreibt einen achtsamen und bewussten Umgang mit Menschen, die von struktureller Diskriminierung betroffen sind. Der Begriff leitet sich vom Englischen „to be aware“ ab, was bedeutet, sich einer Sache bewusst zu sein oder über etwas Bescheid zu wissen. In unserem Verständnis geht es dabei insbesondere um die Wahrnehmung und Achtung der individuellen Grenzen und Bedürfnisse – sowohl der eigenen als auch der anderer Menschen.

Awareness ist eine Haltung, die sich klar gegen jede Form von Diskriminierung, Gewalt und Grenzverletzungen richtet. In der praktischen Umsetzung bedeutet das vor Ort Strukturen zu schaffen, an die sich Betroffene vertrauensvoll wenden können. Ziel ist es, Diskriminierung, Gewalt und übergriffigem Verhalten aktiv entgegenzuwirken.

Was als grenzüberschreitendes Verhalten gilt, orientiert sich dabei immer am individuellen Empfinden der betroffenen Person.

1. Grundsätze

SAFER SPACES: bedeutet auf Deutsch “möglichst sichere Räume“. Wir verzichten auf den Begriff safe space, weil wir meinen, dass kein Ort komplett und für alle sicher ist. Durch ein Awareness-Team können Orte sicherER gestaltet werden. Betroffene erhalten Unterstützung und die Anwesenheit des Awareness- Teams gibt dem Thema Platz und sensibilisiert die Anwesenden.

KONSENS: Nur ein eindeutiges ‚ja‘ heißt ja! Alles andere heißt nein. Zustimmung zu erfragen oder aktiv zu äußern kann ungewohnt sein, ist aber wichtig. Jede Person sollte den Anspruch an sich haben, Situationen im Umgang mit anderen einzuschätzen, Grenzen zu respektieren und nachzufragen. Rechtfertigungen für persönliche Grenzsetzungen sind nicht notwendig und dürfen nicht eingefordert werden. 

DEFINITIONSMACHT: Wenn eine Situation als übergriffig empfunden wurde, wird das so akzeptiert! Die betroffene Person darf dann entscheiden, wie mit der Situation umgegangen wird. Das Awareness-Team unterstützt dabei und kann ggf. verschiedene Umgangsmöglichkeiten aufzeigen.

PARTEILICHKEIT: Ein Awareness-Team handelt parteilich im Sinne der betroffenen Personen. Betroffenen wird ein geschützter Rahmen geboten, um von ihren Erfahrungen berichten zu können, ohne dabei mit Zweifeln oder sogar Schuldvorwürfen konfrontiert zu werden. Das Erzählte wird nicht bewertet oder in Frage gestellt und so angenommen, wie es Betroffene erlebt haben.

Solidarität steht an erster Stelle.

2. Unser Vorgehen als Awareness-Team

Wir wollen als Awareness-Team Menschen, die auf unserer Demo grenzüberschreitendes Verhalten erlebt haben, auffangen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich wieder handlungsfähig und selbstbestimmt zu fühlen. Zudem möchten wir die Demo möglichst barrierefrei gestalten und transparent kommunizieren, welche Barrieren vorhanden sind. Jede Person soll vor der Demo entscheiden können, ob sie teilnehmen möchte bzw. kann.

Alle Mitglieder des Awareness-Teams tragen eine Warnweste als Erkennungsmerkmal. Sie können jederzeit angesprochen werden. Das Awareness-Team besteht aus Paaren mit je mindestens einer FLINTA* Person. Diese sowie auch alle cis Männer, die Teil des Awareness-Teams sind, wurden zuvor durch einen Workshop geschult und/oder haben Erfahrungen in diesem Bereich.

Falls es auf der Demo zu Polizeigewalt kommt, sind wir für die Betroffenen da und unterstützen. Wir stehen in engem Kontakt zu Versammlungsleitung und Ordner*innen, welche die konkrete Kommunikation mit der Polizei übernehmen.

Wir wollen dabei gewährleisten, dass

  • alle Menschen im Awareness-Team nüchtern sind
  • wir aktiv ansprechen und Präsenz zeigen
  • wir niemand mit einer Situation alleine lassen
  • wir deeskalierend wirken

In jedem Awarenessfall unterliegt ein Kontakt mit dem Awareness-Team der Schweigepflicht. Es wird jedoch für einen team-internen Reflexionsprozess anonymisiert über die Fälle gesprochen werden.

4. Diskriminierung

Wir wollen auf unserer Demo keine Form von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Transfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit und Ableismus. 

5. Was wir nicht leisten können

Als Awareness-Team sind wir nicht für politische Diskussionen zuständig. Falls im Rahmen von politischen Diskussionen jedoch grenzüberschreitendes Verhalten beobachtet oder gemeldet wird, greifen wir ein und sind ansprechbar. Auch sind wir keine ausgebildeten Psycholog*innen oder Mediator*innen. Alle Personen arbeiten vor und während der Demo ehrenamtlich und haben daher nur begrenzte Kapazitäten zur Verfügung.

6. Kontakt

Wenn ihr vor der Demo Fragen oder Anliegen an uns habt dann schickt uns gerne eine Mail an awareness1406@systemli.org Aber auch wenn ihr im Kontakt mit uns wart und noch Redebedarf hattet oder im Nachhinein Anregungen, Wünsche, Verbesserungsvorschläge oder auch Kritik aufkommen, lasst uns das sehr gerne wissen. Die Mailadresse wird vor und nach der Demo betreut.


AWARENESS CONCEPT

Awareness concept for the ‘Antifascism is necessary! Freedom for all anti-fascists!’ Demo on 14 June 2025 in Jena.

Awareness describes a mindful and conscious approach to people who are affected by structural discrimination. The term is derived from the English “to be aware”, which means to be aware of something or to know about something. In our understanding, it is particularly about perceiving and respecting individual boundaries and needs – both one’s own and those of other people.

Awareness is an attitude that is clearly directed against all forms of discrimination, violence and boundary violations. In practical terms, this means creating local structures to which those affected can turn in confidence. The aim is to actively counteract discrimination, violence and abusive behavior.

What is considered transgressive behavior is always based on the individual perception of the person concerned.

1. Principles

SAFER SPACES: means “the safest possible spaces”. We do not use the term “safe” space because we believe that no place is completely safe for everyone. Places can be made safer by an awareness team. Those affected receive support and the presence of the awareness team gives the topic space and sensitizes those present.

CONSENSUS: Only a clear ‘yes’ means yes! Anything else means no. Asking for consent or actively expressing it can be unfamiliar, but it is important. Every person should have the right to assess situations when dealing with others, respect boundaries and ask questions. Justifications for setting personal boundaries are not necessary and must not be demanded. 

POWER OF DEFINITION: If a situation is perceived as abusive, it is accepted as such! The person concerned can then decide how to deal with the situation. The awareness team provides support and can point out different ways of dealing with the situation if necessary.

PARTISANSHIP: An awareness team acts impartially in the interests of the person concerned. Those affected are offered a protected environment in which they can talk about their experiences without being confronted with doubts or even accusations of guilt. What is told is not judged or questioned and is accepted as experienced by those affected.

Solidarity comes first.

2. Our approach as an awareness team

As an awareness team, we want to support people who have experienced transgressive behaviour at our demonstration. We want to give them the opportunity to feel empowered and self-determined again. We also want to make the demo as barrier-free as possible and communicate transparently which barriers are present. Everyone should be able to decide before the demo whether they want to or can take part.

All members of the awareness team wear a high-visibility waistcoat as a means of identification. They can be approached at any time. The awareness team consists of pairs with at least one FLINTA* person each. These and all cis men who are part of the awareness team have previously been trained in a workshop and/or have experience in this field.

If there is police violence at the demonstration, we are there for those affected and provide support. We are in close contact with the assembly organisers and stewards, who will take over the actual communication with the police.

We want to ensure that

  • all people in the awareness team are sober
  • we actively address and show presence
  • we do not leave anyone alone with a situation
  • we have a de-escalating effect

In every awareness case, contact with the awareness team is subject to confidentiality. However, the cases will be discussed anonymously for an internal team reflection process.

4. Discrimination

We do not want any form of racism, sexism, anti-Semitism, trans hostility, queer hostility or ableism at our demonstration. 

5. What we cannot do

As an awareness team, we are not responsible for political discussions. However, if transgressive behaviour is observed or reported in the course of political discussions, we intervene and can be contacted. We are also not trained psychologists or mediators. All of our staff work on a voluntary basis before and during the demonstration and therefore only have limited capacities available.

6. Contact

If you have any questions or concerns for us before the demo, please send us an email to awareness1406@systemli.org But also if you have been in contact with us and still need to talk or if you have suggestions, wishes, ideas for improvement or criticism afterwards, please let us know. The e-mail address will be maintained before and after the demo.